Die Unterschiede zwischen schwedischen und deutschen Häusern


Wir haben jetzt eine Zeit lang in beidem gelebt: schwedischen und deutschen Häusern. Zeit für einen unvollständigen und absolut objektiven Vergleich!

Schwedische Häuser sind in der absoluten Überzahl aus Holz, deutsche ganz klar aus Stein. Warum das so ist wissen wir auch nicht. Steinhäuser gehen hier aber für deutlich mehr Geld weg, da scheinen sich auch Schweden besser drin zu fühlen.

Das was in Deutschland das Asbest ist scheint hier der Blaubeton zu sein. Den hat man besonders gerne in Kellern verbaut und der gibt Radongase ab und teils sogar Gammastrahlen. Ungesund. Immerhin lässt das relativ schnell nach, unser Haus ist von 1965 und der Radongehalt über das Jahr gemessen deutlich unter den Grenzwerten.

Schwedische Fenster sind echt eine Sache für sich! Die kippt man horizontal, wenn man es denn schafft sie so weit zu öffnen. Wir mussten uns ein YouTube Video ansehen um das zu bewerkstelligen, weil wir nicht darauf kamen dass man erst einen Schieberiegel im Rahmeninneren lösen muss. Schweden öffnen ihre Fenster aber auch nur sehr selten ganz, gelüftet wird hier nämlich über Belüftungssysteme. In der untervermieteten Wohnung gab es im Bad eine elektrische Entlüftung, in den anderen Räumen waren einfach Lüftungslöcher über den Fenstern, direkt nach draußen! Manche hatten die mit Paketklebeband verschlossen. 😌

Es gibt aber auch viele vollautomatische Systeme, teils mit Wärmerückgewinnung. Die ist hier stark auf dem Vormarsch. Wir haben hier im Haus fast nur “deutsche” Fenster und die Belüftung läuft über självdrag (auch S-System genannt 😁), was soviel wie Kamineffekt bedeutet. Durch schließbare Belüftungsöffnungen in den Dachfenstern steigt hier die Luft raus. Wenn das nicht ausreicht müssen wir Stoßlüften. Gut dass wir zu jedem deutschen Mietvertrag einen Zettel bekommen haben auf dem steht wie das geht. 😃 In den Bädern und der Waschküche haben wir eine automatische elektrische Entlüftung.

Dass es hier ausnahmslos immer eine Waschküche gibt und die Elektrogeräte und Küche zum Haus gehören haben wir ja schon erwähnt. Aber wo wir gerade beim Bad sind: der Schwede verrichtet sein Geschäft auf hauptsächlich auf stehenden Toiletten, in Deutschland hängen die mittlerweile ja sehr häufig an der Wand. Außerdem gibt es in Feuchträumen praktisch immer einen Abfluss auf dem Boden.

Da duscht oder badet man dann rein, das heißt die Badewannen stehen einfach lose im Raum und ein Rohr leitet das Abwasser zum (oder sogar in!) den Abfluss. Wenn man mal vorbei badet macht das ja auch nichts, läuft ja in den Bodenabfluss. An den Wänden und auf dem Boden hat man entweder PVC oder Fliesen, das ganze Badezimmer ist dadurch ein vom Boden bis zum Dach abgedichteter Raum. Am gewöhnungsbedürftigsten fanden wir aber die Wasserleitungen, die hier gerne über die Wand verlegt werden. Wie sieht das denn aus? 😁

Hat vermutlich etwas mit der Holzbauweise zu tun und ist bestimmt praktisch bei einem Rohrbruch. Nicht nur Wasserrohre, auch Heizungsrohre werden überwiegend an der Oberfläche angebracht. Und damit nicht genug: nachträglich angebrachte Stromleitungen lassen sich so auch viel einfacher verlegen. 😎

Wo man einen Lichtschalter anbringt scheint auch eher von der Tagesform des Elektrikers abzuhängen. Rechts von der Tür, links von der Tür, im Raum, außerhalb vom Raum, die Zuordnung von Lampe und Schalter ist nicht immer offensichtlich. Auch die Zuordnung zu Stromkreisen im Sicherungskasten ist in älteren Häusern eher zufällig und darauf ausgelegt die Verbraucher möglichst gleichmäßig auf die Sicherungen zu verteilen. Geerdete Steckdosen sind übrigens auch Luxus. 😥 Was wir aber ganz cool finden ist, dass es Steckdosen für Lampen in der Decke gibt. Das macht das Anbringen von Beleuchtung beim Einzug und Umbauen deutlich leichter, andererseits hat man dann sehr häufig ein Kabel an der Decke auch wenn die Lampe die nächsten Jahrzehnte dort hängt.

Dadurch dass der Strom so günstig ist wird hier übrigens viel öfter mit Strom geheizt. Oft mit Luftwärmepumpen und gar nicht so selten mit Stromheizkörpern, die man in die Steckdose steckt. Dafür haben wir hier noch keine Gasheizung hier gesehen.

Wir haben unsere Außenrollos geliebt in Deutschland. Sie halten die Wohnung im Sommer kühl und man kann bei vollkommener Dunkelheit schlafen. Gerade bei so hellen Nächten wie im Sommer hier wäre das ja sinnvoll! Gibt es hier leider aber überhaupt nicht. Man behilft sich mit Gardinen und Vorhängen. Der lokale Stoffladen hat dafür ein ganzes Regal nur den Verdunkelungsstoffen gewidmet.

Gegen Einbruch sind solche Außenrollos auch gut, sagt man jetzt als Deutscher und schlägt dann die Hände über dem Kopf zusammen wenn man die Schlösser an den Außentüren sieht. Sowas hat man in Deutschland vielleicht an den Innentüren! Dafür hat man hier eine Alarmanlage mit Sensoren an Türen und Fenstern, oft sogar Bewegungssensoren im Haus. Unsere hat dazu noch Kameras und die Rauchmelder sind auch daran angeschlossen und übermitteln die Raumtemperatur an unsere Handys mit denen wir die Alarmanlage steuern können. Falls bei aktiver Alarmanlage ein Sensor anschlägt (Einbruch, Feuer, …), wird direkt die Alarmzentrale kontaktiert, die auch Zugang auf die Kamerabilder hat und durch die Haupteinheit im Haus Sprachkontakt aufnehmen kann. Sollten wir uns nicht melden und sagen dass alles OK ist, wird je nach Situation ein Sicherheitsdienst losgeschickt oder gleich Feuerwehr/Polizei gerufen. Ich hoffe das wir das nicht testen müssen. 😉

Bei der Raumaufteilung gibt es neben der besagten Tvättstuga (Waschküche) oft noch einen Allrum, dafür wüssten wir keine direkte deutsche Übersetzung. Darin befindet sich oft ein Kamin, Sofas oder Sessel und ein Fernseher. Ein Wohnzimmer gibt es aber auch. Wir wissen nicht genau wozu man den Allrum hat. Der Name ist ja auch schon nichtssagend. Kann man halt alles drin machen. Oder nichts! Der Raum ist auf jeden Fall häufig auch im Keller. Vielleicht war das historisch im Winter der einzige Raum der ordentlich geheizt wurde? 🤷‍

Dann gehören noch ein paar Einbauschränke in ein echtes schwedisches Haus! Und mindestens ein Altan. Das ist Terrasse, Balkon und Statussymbol in einem und verdient einen separaten Blogpost.

Da man die Schuhe in Schweden immer auszieht wenn man ein Haus betritt gibt es oft einen Schmutzbereich direkt an der Eingangstür. Der ist dann gefliest auch wenn der Rest es nicht ist und dort stellt man die Schuhe ab. Bei uns ist er nur in einer dunkleren Farbe gefliest.

Erwähnenswert ist noch der Zentralstaubsauger. Der sitzt im Keller und pustet die durch den Filter gereinigte Luft direkt nach draußen.

Man hat dann in den Wänden Anschlüsse in die man den Staubsaugerschlauch steckt und dann wird der ganze Staub (und was sonst halt so rumliegt… Kinder *hust*) durch die Wände bis zum Filter transportiert.

Dadurch bleibt es wirklich staubfreier im Haus und man muss nicht den Staubsauger hinter sich herziehen.

Was uns beim Renovieren ganz stark aufgefallen ist, ist dass hier tapeziert und nicht gestrichen wird. Man entfernt dafür nicht zwangsläufig die alte Tapete. Und in jedem Raum gibt es Deckenleisten. Wir haben uns sagen lassen, dass man traditionell beim Einzug in ein neues Haus als erstes die Deckenleisten entfernt (kein Geschmack der Vorbesitzer!). Leider kann man sich dann aber erst dazu aufraffen neue anzubringen wenn man das Haus für den Verkauf rausputzt. 😁 Wir haben unsere gelassen und überstrichen, so wie den ganzen Rest des Hauses. Tapeziert haben wir gar nicht. Dafür mussten wir Suchen bis wir die überschaubare Farbabteilung bei Hornbach gefunden hatten. Ja, es gibt hier Hornbach. Puh!

Fällt euch noch was ein? Was haben eure Residenzen so für Eigenheiten und könnt ihr euch ein Leben ohne Außenrollos vorstellen?

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