Blaubeeren im Wald pflücken


Kaum waren wir hier in Sandhult angekommen, haben unsere Nachbarinnen erzählt dass es dieses Jahr ungewöhnlich viele Blaubeeren im Wald gibt. Dass man in Schweden Beeren im Wald pflückt hatten wir schonmal gelesen. Man darf das überall, egal ob der Wald in Privatbesitz ist oder nicht, das regelt das “Allemannsrätt”. Das regelt z.B. auch, dass man überall zelten darf, zumindest für eine Nacht.

Auf jeden Fall wollten wir uns ja gut assimilieren und mitreden können und so bin ich einmal mit Kind und einmal mit allen zusammen Blaubeeren pflücken gegangen. Ich habe mir vorher Bilder der Büsche angesehen und hatte mich auf eine längere Suche eingestellt. Tatsächlich stand ich direkt beim Betreten des Waldes in einem großen Blaubeerfeld. Nur ein paar Meter von unserem neuen zu Hause entfernt.

Ich bin aber extra nochmal gucken gegangen: nicht der ganze schwedische Wald ist mit Blaubeeren bedeckt, ich hatte Glück. Normalerweise muss man schon eventuell so 10 m laufen :D

Blaubeeren gab es reichlich. Leider wachsen die doch sehr bodennah und weit auseinander. Das Pflücken ist entsprechend umständlich. Wenn man dann noch jede zweite Beere selber isst (oder dem Kind geben muss) ist die Ausbeute die man nach Hause bringt jetzt nicht so groß. Da muss man die Beeren dann am besten mit Eis strecken!

Es gibt auch eine Gerätschaft mit der das Pflücken scheinbar schneller geht. Der Bärplockare, also der Beerenpflücker. In den Nachrichten hab ich gesehen, dass gewerbliche Pflücker den auch benutzen. Für ein paar Kronen kann man so ein Ding erstehen. Allerdings muss man dann viel nachsortieren weil man damit auch Äste und Blätter pflückt, haben wir uns sagen lassen. Vielleicht probiere ich das nächstes Jahr, die Saison ist jetzt nämlich um. Marvin fand es auch ganz romantisch von Hand zu pflücken und meinte ein Bärplockare wäre Schummeln. Mir geht es aber weniger ums Pflücken und mehr ums Essen. :)

Gewundert habe ich mich, warum man das nicht in Deutschland auch macht, wo das in Schweden so eine große Sache ist. Die Antwort hatte meine Schwiegermutter. Füchse mit Bandwürmern machen auf die Blaubeersträucher und wenn man die Bären dann ungewaschen ist steckt man sich an. Baaah! Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass ich nach dieser Info sofort einen Bandwurm in meinem Bauch spüren konnte! Wie jeder vernünftige Hypochonder habe ich erstmal gegoogelt! In Schweden ist es so, dass das Gesundheitsamt (Folkhälsomyndigheten) zu dem Schluss gekommen ist, dass es sehr sehr unwahrscheinlich ist sich auf die oben beschriebene Art Bandwürmer zu holen. Viel wahrscheinlicher ist es sich bei einem befallenen Hund abzustecken. Deshalb rät das Amt nicht davon ab Beeren und Pilze auch ungewaschen zu essen. Ich bin da gespaltener Meinung. Einerseits denke ich dass es ja keine große Einschränkung ist die Beeren nur gewaschen zu essen und damit kein Risiko einzugehen. Andererseits ist es in der Praxis so, dass ein großer Teil des Spaßes am Beerenpflücken im Wald ist, dass man sie direkt isst. Und wenn man die ganze Zeit im Hinterkopf hat, dass da Bandwürmer an den Beeren sind nimmt das auch den Spaß.

Ich denke ich ziehe nächstes Jahr wieder los, vorausgesetzt es gibt wieder so viele Blaubeeren.

Und ihr? Pflückt ihr euer Essen im Wald?


Update vom 30. August 2020

Vielen Dank für die Kommentare, die mich darauf hingewiesen haben dass der Fuchsbandwurm durchaus zu einer seltenen lebensgefährlichen Erkrankung, der Echinokokkose, führen kann. Die Krankheit tritt in Mitteleuropa einschließlich Deutschland, Österreich und Schweiz auf. Mehr Infos gibt es bei Wikipedia. Der Beitrag wurde entsprechend aktualisiert.

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