Die Unterschiede zwischen schwedischen und deutschen Babys


Okay, der Titel ist zugegebenermaßen etwas reißerisch! Deutsche und schwedische Babys unterscheiden sich nämlich eigentlich eher nicht. Was sich unterscheidet sind die Dinge die das Baby umgibt. Kleidung, Ausrüstung, Nahrung und medizinische Versorgung. Da könnte man meinen das ähnelt sich alles in Deutschland und Schweden. Tut es auch! Es sind die Feinheiten die sich unterscheiden und die man nur erkennt wenn man sich hier einige Zeit aufgehalten und so ein scharfes Auge hat wie ich! 😉 Also solltet ihr mal mit einem Baby nach Schweden kommen und euch unbemerkt unter die Einheimischen mischen wollen, dann ist dieser Artikel für euch!

Starten wir mit der Kleidung! Wie wir alle wissen zieht der Deutsche sein Baby zu warm an. Also nicht jeder Deutsche, nur der andere Deutsche, also der Deutsche der man selber nicht ist. Wie bei uns. Alle Deutschen ziehen ihr Baby zu warm an, aber wir halt nicht. Wir sind ja nicht dumm! Aber was war ich pikiert als ich hier die ersten Babybäuche hab unterm Pulli hervorblitzen sehen. Schwedische Babys tragen keine Bodies! Man kann die hier kaufen, ich habe die aber an noch keinem schwedischen Baby gesehen. Selbst die ganz kleinen haben Hosen und Pullis an, und nichts drunter! Ich habe also eingesehen dass wir unser Baby zu warm anziehen, ich kann beim besten Willen den Body nicht weglassen. Da bin ich zu Deutsch. Vielleicht, wenn das Baby dann ein Kleinkind ist. Und im Sommer… Strumpfhosen tragen die Babys hier auch nicht. Dabei sind die so praktisch! Kann man keine Socken verlieren. Die Babys hier haben auch oft nackte Füße und die Stoppersocken von unserem Baby wurden ausgiebigst bestaunt, scheint es hier nicht so zu geben! Auf nackten Füßen rutscht man ja auch nicht aus. Wenn das Baby wirklich ganz in der Masse untergehen soll dann kauft man dessen Bekleidung bei Kappahl. Der Pulli muss so altmodige Blumen haben, die Leggings muss schwarz sein und Rüschen am Hintern haben. Bei Jungen braucht man eine schwarze Leggings und einen gelben Pulli. Es wird in einer Gruppe von 4 Babys dann mindestens 2 geben die genau exakt dasselbe anhaben. Es gibt hier noch Lindex und uiuiuiui sind die Babysachen schön. Aber außer an unserem Baby habe ich die an noch keinem anderen gesehen. Auch H&M ist nicht so beliebt wie Kappahl. Die wichtigste Regel ist aber dem Kind nicht mehr als eine Schicht anzuziehen. Die Einwandererkinder erkennt man immer sofort am den Strickpullis und Fleecejacken.

Wenn es ums Draußen sein geht sieht es anders aus. Da haben die Kinder Schneeanzüge und die Babys haben Fußsäcke. Die befinden sich in den Emmaljunga Buggys, in denen die Kinder entgegen der Fahrtrichtung sitzen. Wir haben uns da angepasst und finden den Buggy auch echt ziemlich cool. Den kann man mit in den Wald nehmen ohne Probleme. Unser Baby ist leider immer noch nicht überzeugt vom Konzept Kinderwagen. Ich trage es deshalb meistens in einem Tragetuch und falle damit extremstens auf. Einmal hab ich jemanden mit einem ganz kleinen Baby im elastischen Tragetuch gesehen. Ansonsten nichts, keine Tücher, keine Tragen. Bisher habe ich aber nur wohlwollende Kommentare bekommen. Die bekommt man hier, da es so ungewöhnlich ist. Wo wir gerade beim Thema Kinderwagen sind: ich habe gelesen die Schweden lassen schonmal ihre Kinder draußen im Kinderwagen schlafen, während die Eltern drin sind. Das löst bei Amerikanern immer Entsetzen aus Ich habe das bisher noch nie gesehen. Wenn Babys im Kinderwagen schlafen wird der Wagen reingeschoben. Hochstühle sind hier entweder der Stokke Tripp Trapp oder der von IKEA, der hat dann aber oft immerhin ein Polster. Steckdosenkindersicherungsplastikdinger gibt es hier wohl zu kaufen, selbst in der Kita sind die Steckdosen aber ungesichert. Gesichert sind aber Treppen und Schränke. Wenn ihr mit den Windeln eures Kindes nicht auffallen wollt wählt ihr Pampers oder Libero. Und bezahlt ein Schweinegeld dafür. Es gibt Leute, die fahren nur zum Windelkauf nach Norwegen, weil die da so billig sind. Sonst ist da aber alles teurer. Schwimmwindeln sind hier kaum zu finden. Das Baby bekommt nur eine Badehose an.

Kommen wir zum Essen! Bis das Kind 6 Monate alt ist wird hier gestillt. Danach stillen einige ab, es gibt aber auch einige die über den 1. Geburtstag hinaus stillen. Ab 4 Monaten kann das Kind mal was vom Teller der Eltern probieren. Ab 6 Monaten gibt es Mittagessen. Dafür gibt es nicht so strikte Anweisungen wie in Deutschland. Bei meiner Elterngruppe haben die Hebammen einmal gekocht. Es gab ganz normale Bolognese. Ooohne Spaß! Dazu Kartoffelbrei mit Pastinake und Himbeere mit Banane. Man muss neue Zutaten nicht langsam einführen wie in Deutschland, das ist wohl nicht mehr wissenschaftlich aktuell. Und um Allergien zu vermeiden soll man dem Kind mal ein bisschen Erdnussbutter geben. Die Gläschen die man hier kaufen kann sind dementsprechend auch anders, obwohl es dieselben Marken sind wie in Deutschland. Es gibt keine reinen Fleischgläschen. Und Mittagessengläschen sind alle erst ab 6 Monaten und dafür aber gewürzt. Vor allem gibt es ganz viel Spaghetti Bolognese. Ich war ganz froh über die klaren Ansagen in Deutschland muss ich sagen und mache nach wie vor Gemüse Kartoffel Fleischbrei und importiere die Fleischgläschen aus Deutschland. 😅 Die etwas unklaren Angaben zum Mittagessen und der Mangel an Rezepten führt dazu dass hier viel mehr Babys ausschließlich Gläschen bekommen. Gerne von Nestlé, von denen werden auch teilweise die Broschüren zum Thema Babyessen, die man beim Arzt oder bei der Hebamme bekommt, gesponsert.

Brei bekommen Babys hier auch, allerdings hat der zum Anrühren eine ellenlange Liste an Inhaltsstoffen. Hier noch irgendein Vitamin und hier noch ein bisschen Frucht und Milch ist in dem Pulver auch schon. Deshalb haben wir jetzt auch erstmal eine Großbestellung Schmelzflocken aus Deutschland gemacht. Also so deutsch sind wir dann doch! Es gibt hier auch Pre Nahrung, also Muttermilchersatz. Und dann gibt es noch Välling als Muttermilchersatz. Das nimmt man dann wenn man nach 6 Monaten abgestillt hat. Einige schwören da wohl drauf, ich habe aber noch niemanden getroffen. Wenn ich jemanden gefragt habe was das ist wussten die das auch nicht so genau. Die meinten das ist bestimmt das was bei uns Pre Milch ist, aber die gibt es hier ja auch. Insgesamt sind die Infos mir unzureichend und zu diffus, ich bleibe da deutsch! Wobei ich auch anerkennen muss, dass die schwedischen Babys jetzt auch nicht vom Fleisch fallen oder so. Was mich auch verstört hat sind die Lätzchen hier. Die sind aus Hartplastik oder Silikon und haben unten so eine Tasche in die alles was aus dem Mund fällt reinpurzelt. Wir sind hier mit unseren Stofflätzchen angekommen und weil man die halt ständig waschen muss wollten wir neue kaufen. Aber es gibt praktisch nur diese Plastikdinger. Mein armes armes Kind! So viel Plastik am Hals! So haben wir es gelernt, Naturmaterialien sind gut fürs Kind und Plastik: nein danke! Aber: Die Lätzchen sind so genial! Was so Baumwollätzchen für eine Zumutung sind finde ich jetzt. Wirklich: man braucht so ein Plastiklätzchen!

Kommen wir noch kurz zur medizinischen Versorgung von so einem Baby. Geimpft wird hier anders. Und weil hier erst mit einem Jahr das dritte mal mit dem 6-fach Impfstoff geimpft wird und unser Baby schon wie alle deutschen Babys mit 5 Monaten das dritte mal geimpft wurde, wird sie jetzt hier ein viertes mal geimpft. Die Vitamin D Tabletten nimmt man hier als Baby 2 Jahre lang und die sind immer ohne Fluor, das ist ja auch schon in der Zahnpasta. Ganz schön bescheuert dass es unterschiedliche Richtlinien gibt und jedes Land meint man würde es besser machen. So viel besser dass das nicht akzeptabel, ja vielleicht sogar das Kindswohl gefährdend ist wie es andere Länder machen!

Das war’s! So viel zu meinen geballten, vielleicht etwas subjektiven Beobachtungen. 😉 Habt ihr auch schon ähnliche Erfahrungen im anderen Umfeld oder Ausland gemacht? Dann teilt sie gerne in den Kommentaren mit! 🙂

Kommentare

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