Die Haussuche


In Schweden lebt man viel seltener zur Miete als in Deutschland. Man kauft entweder ein Haus, oder man kauft ein zeitlich unbegrenztes Wohnrecht in einer Wohnung. Dadurch ist der Umsatz an Häusern und Eigentumswohnungen viel größer hier. Ein Hauskauf geht ungefähr so: Man geht zur Bank und lässt sich ein Lånelöfte, also ein Kreditversprechen geben. Da steht dann drauf, wie viel die Bank einem leiht und wie viel man selber hat. Dann guckt man sich ein Haus bei hemnet aus, das einem gefällt und das man sich aller Wahrscheinlichkeit nach leisten können wird. Hier läuft alles über Makler. Der wird immer vom Verkäufer bezahlt und der kümmert sich auch um die Anzeige bei hemnet. Die Fotos sind richtig professionell gemacht, so dass die Bilder immer viel besser aussehen als die Realität. Wenn man die Realität sehen will dann meldet man sich zur Besichtigung (Visning) an. Meistens gibt es einen Termin, der geht eine Stunde und ist normalerweise gut besucht. Manchmal gibt es mehrere Termine und manchmal muss man sich nicht anmelden. So oder so wird jedes Mal gefragt ob man sich angemeldet hat. Man muss sich also nie anmelden, man kann auch vor Ort sagen wer man ist. Dann fängt irgendwann das Bietverfahren an. Das startet manchmal sogar schon vor der Besichtigung. Bei dem ersten Haus das wir gesehen haben wurde das erste Gebot während der Besichtigung abgegeben. Normal ist aber, dass das Gebot danach abgegeben wird. Man hat aber nicht viel Zeit, die meisten Häuser sind eine Woche nach der Besichtigung verkauft. Es gibt nur wenige Regeln wie so eine Bieterrunde (Budgivning) abläuft. Meistens bekommt der mit dem höchsten Gebot das Haus, der Besitzer darf sich aber aussuchen, wem er das Haus verkauft. Die Budgivning läuft meistens per SMS. Man sagt bei der Besichtigung, dass man grundsätzlich Interesse hat und dann sagt der Makler einem Bescheid, wenn sich was tut. Um wie viel man sich überbietet ist jedes Mal unterschiedlich und auch dafür gibt es keine Regeln. Wenn man am Ende am meisten geboten hat hat man also gute Chance das Haus auch kaufen zu dürfen. Muss man aber nicht, denn die Gebote sind unverbindlich. Man bietet teilweise auf mehrere Häuser gleichzeitig und springt dann halt ab. Dann freut sich der mit dem nächstniedrigerem Gebot. Auch kann man vor dem Unterzeichnen des Kaufvertrags nochmal nachverhandeln. Da wir so weit bisher noch nie waren, können wir dazu auch noch nichts erzählen. Aber wir können von unseren bisherigen Erfahrungen erzählen, das ist ja sowieso spannender finden wir 😋.

Starten wir beim Lånelöfte. Dass es ein Akt war überhaupt ein Konto zu eröffnen hat Marvin schon erzählt. Wir hatten gehofft, dass wir so ein Kreditversprechen dann aber auch sofort bekommen, sobald das Konto einmal klar ist. Das geht nämlich total schnell. Aber halt nur, wenn man in Schweden schonmal Steuern gezahlt hat. Unsere Sachbearbeiterin bei der Bank hat die Bedingung gestellt, dass ich (Katharina) auch erst ein Konto dort haben muss und dann auch auf dem Lånelöfte drauf stehen soll. Um ein Konto zu eröffnen braucht man eine Personennummer, die ich zu dem Zeitpunkt nicht hatte. Here we go again also 😒.

Überraschenderweise kam die Personennummer dann aber innerhalb von 3 Tagen und wir wollten direkt eine Termin bei der Bank machen. Dort wurden wir aber weiter vertröstet. Wir sollten noch warten bis ich auch eine passende ID-Kort habe. Als die dann da war haben wir einen Termin bekommen (auf den wir 4 Tage gewartet haben). Es geht hier alles eeeecht langsamer, wir sind da definitiv zu deutsch noch. Dann habe ich ein Konto bekommen. Die Sachbearbeiterin wusste, dass der Elterngeldantrag in Schweden noch nicht durch ist und dass das Elterngeld aus Deutschland so lange nicht gezahlt wird. Trotzdem hat sie drauf bestanden, dass ich auch ein Konto habe, so dass wir dachten die Elterngeldeinkünfte würden auch in die Berechnung mit eingehen. Aber dann hat sie für das Kreditversprechen nur mit Marvins Einkommen gerechnet. Die ganze Warterei war also echt nur dafür da, dass auch mein Name als Absicherung mit auf dem Lånelöfte steht, am Betrag hat sich da nichts geändert. Und der war auch mehr so aus der Hüfte geschossen. Wie viel Eigenanteil wir leisten können mussten wir für das Kreditversprechen nicht nachweisen, nur sagen. Wir mussten jetzt 30% Eigenanteil liefern, normal und gesetzlich vorgeschrieben sind 15% und die meisten Schweden scheinen auch nur 15% zu zahlen (zumindest geht jeder Hauskaufratgeber im Internet direkt von 15% aus). Insgesamt sind wir aber enorm froh, dass das überhaupt geklappt hat. Wir haben jetzt ein Lånelöfte bei dem wir bis zu 3 Millionen Kronen für ein Haus ausgeben können, dafür bekommt man hier schon was nettes. 😊 Bevor wir dann tatsächlich einen Kredit aufnehmen, gucken wir uns aber definitiv noch gut um. Und vielleicht bekomme ich bis dahin auch Elterngeld. Aber das ist eine andere Geschichte, zu der wir ein andermal etwas schreiben werden.

Weil das alles doch recht lang gedauert hat und wir es ein bisschen eilig haben, haben wir schon angefangen zu Besichtigungen zu gehen. Ungeduldig und deutsch wie wir sind 😋. Wir haben natürlich auch im Hinterkopf, dass wir unsere aktuelle Unterkunft nur bis Ende Mai haben. Im Internetz hatten wir gelesen, dass die einen bei der Besichtigung fast rauswerfen wenn man ohne Lånelöfte zur Besichtigung geht 😱. Das scheint mal wieder nur für Stockholm zu gelten. Alle Makler haben angeboten bei unserer Sachbearbeiterin anzurufen und wenn die das Okay gibt dürften wir auch ohne Lånelöfte bieten.

Dazu kam es aber nicht. Immer wenn wir was bieten wollten war der Preis für das Haus schon über dem was wir uns maximal vorgestellt hatten. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die guten Häuser tolle Startpreise haben, die dann aber immer um ca. 20% überboten werden. Andere Schweden haben uns das bestätigt. Wir waren deshalb so verwundert, weil man auch die Endpreise bei hemnet sehen kann und die liegen so zwischen -10% und +20% über dem Startpreis, die meisten sind vielleicht so 5% drüber. Wir wissen jetzt aber auch, dass die Makler nicht jeden Schlusspreis auf hemnet veröffentlichen und wir haben den Eindruck, dass die das systematisch so veröffentlichen, dass es die Wahrheit etwas besser darstellt als sie ist. Nach den ersten Rückschlägen waren wir vorbereitet und haben uns nur noch Häuser angesehen, die wir uns auch für 20 % mehr vorstellen können. Außerdem bekommt man ja nach ein paar Häusern ein Gefühl dafür was man für sein Geld an Haus erwarten kann.

Wir haben Häuser mitten im Wald, an Hauptstraßen und in kleinen Siedlungen gesehen und das beste Preis-/Leistungsverhältnis für uns haben 70er Jahre Holzhäuser (teilweise verklinkert) mit Keller. Enplansvilla heißen die und sind hier sehr verbreitet, aber auch beliebt. Teilweise sind diese 70er Jahre Häuser hier direkt mit Strom beheizt, das war ziemlich unerwartet für uns, scheint die Schweden aber (trotz auch hier steigender Strompreise) nicht zu stören. Der Vorteil an kleinen Siedlungen gegenüber Wohnen im Wald ist z.B. dass die Nebenkosten deutlich günstiger sind und man so viel mehr Quadratmeter fürs Geld bekommt. Außerdem hat jedes kleine Dorf hier eine Kita und meistens eine Schule bis Klasse 6. Wenn man in der Siedlung wohnt, dann kann man die Schulen zu Fuß erreichen, wenn man im Wald wohnt muss man immer Auto fahren. Auch wenn es für uns reizvoll wäre im Wald zu wohnen, denken wir mittlerweile das es etwas ist was man macht, wenn die Kinder größer oder ausgezogen sind. Zur Schule werden die auch mit dem Bus geholt, aber zur Vorschule oder Freunden halt nicht.

Ein passendes Haus hatten wir uns ausgeguckt, das uns sehr gefallen hat und auf das wir dann das erste mal so richtig geboten haben. Am Ende ist das Haus für 50000 sek (circa 5000 €) mehr als unser Höchstgebot weggegangen, aber es war echt spannend da mal mit zu machen. Ansonsten hatten wir die Bietverfahren eher passiv beobachtet.

Mittlerweile hat die Lust neue Häuser anzusehen etwas nachgelassen und die Bietverfahren sind auch nicht mehr so spannend. Ein gutes Zeichen dafür, dass wir jetzt langsam mal etwas finden sollten. 😋 Eigentlich wollte ich hier schreiben, dass wir gerade Höchstbietende auf ein sehr interessantes Haus sind und dass seit über 24 Stunden keiner mehr geboten hat, aber jetzt wurden wir kurzfristig doch wieder überboten! 😬 Drückt uns die Daumen dass der wir bald einen Beitrag mit dem Titel “Der Hauskauf” schreiben können… Wir halten euch jedenfalls auf dem Laufenden. 😀

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