Elterngeld im EU-Ausland beziehen đȘđș
Eeendlich kann ich diesen Artikel schreiben! Ich wollte ihn nĂ€mlich erst schreiben wenn die Elterngeld Geschichte durch ist um nichts zu jinxen. Es war uns schon lĂ€nger klar, dass wir wĂ€hrend des Elterngeldbezugs eventuell nach Schweden ziehen. Ich bin davon ausgegangen, dass wenn man wegzieht der Anspruch verfĂ€llt, deshalb hatten wir zeitweise mal vor zusammen das komplette Elterngeld bis zum MĂ€rz zu nehmen und dann erst umzuziehen. Gut, dass wir nicht gewartet haben, im MĂ€rz waren die dĂ€nischen Grenzen nĂ€mlich schon dicht. Und nach etwas Recherche habe ich auch herausgefunden dass wenn man innerhalb der EU umzieht man auch mindestens das Elterngeld im Ausland bekommt welches man auch im Inland bekommen hĂ€tte. Das ist Gesetz! Danke EU! đđȘđș
Das Vorgehen ist dabei folgendes: man stellt in seinem neuen Heimatland einen Antrag auf Elterngeld. Wenn das Geld da dann geringer ausfĂ€llt oder gar nicht bewilligt wird, bekommt man die Differenz von seinem alten Heimatland gezahlt. In Foren herrscht da aber groĂe Verwirrung zu und auch auf Blogs habe ich keine Erfahrungsberichte gefunden, so dass ich skeptisch war. Und stellt euch mal den bĂŒrokratischen Aufwand vor. Der Aufwand fĂŒr einen Elterngeldantrag ist in Deutschland schon so hoch wie fĂŒr eine SteuererklĂ€rung. Und was man alles an Bescheinigungen und Formularen braucht… Nervig.
Da wir in Baden-WĂŒrttemberg gewohnt haben war die L-Bank fĂŒr uns zustĂ€ndig. Und die waren immer recht flott und am Telefon sehr hilfsbereit. Als wir wussten dass Marvin im Februar anfangen wird, haben wir unseren Antrag so geĂ€ndert, dass er ab Februar kein Elterngeld mehr bezieht und ich alle restlichen Monate bekomme. AuĂerdem habe ich bei der L-Bank angerufen und gefragt was jetzt zu tun ist. Es gibt dort Leute die sich mit dem Thema auskennen und einen zurĂŒckrufen. Das Elterngeld wurde fĂŒr mich ab Mitte Januar eingestellt bis ich einige Dokumente eingereicht hatte. Die beiden wichtigsten waren mein Elterngeldbescheid aus Schweden und eine Bescheinigung darĂŒber, dass Marvin hier kein Elterngeld bezieht und auch nicht beantragt hat. Alles andere an Dokumenten war sehr leicht zu besorgen.
In Schweden gibt es eine groĂe Sozialversicherungskasse, FörsĂ€kringskassan. Die sind verantwortlich fĂŒr Krankenversicherung, Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung und so weiter. Von denen bekommt man auch Kindergeld (Barnbidrag) und Elterngeld (FörĂ€ldrarpenning). Kindergeld bekommt man ohne Antrag und der Elterngeldantrag ist lĂ€cherlich einfach im Vergleich zu Deutschland. Allerdings gibt es den online nur auf schwedisch. Man kann auch bei der FörsĂ€kringskassa anrufen und weil mein Fall recht speziell war habe ich das auch getan. Genau genommen habe ich mich anrufen lassen, man kann online nĂ€mlich einen Termin fĂŒr ein Telefonat auf deutsch machen. Ich fand das klug weil ich dachte derjenige am anderen Ende kennt sich dann mit dem deutschen Elterngeld aus, was nicht der Fall war. Ich sollte einfach den Antrag so gut es geht ausfĂŒllen und alle Unterlagen die ich habe einsenden. Ich war bis dahin davon ausgegangen dass mir hier nur der Mindestsatz gezahlt wird, weil ich ihn Schweden keine Steuern gezahlt habe. Dem ist nicht so, das europĂ€ische Einkommen zĂ€hlt. Das ist deshalb super, weil man hier einen höheren Betrag kommt, 80% statt 60% des Nettoeinkommens. Ich habe also Gehaltsnachweise und Elterngeldnachweise und Mutterschaftsgeldnachweise zur FörsĂ€kringskassa geschickt.
Noch war ich noch gar kein Mitglied dort. Die Mitgliedschaft muss man separat beantragen und es dauert zur Zeit mindestens 3 Monate bis der Antrag bearbeitet wird. Krankenversichert ist man mit Personennummer glĂŒcklicherweise sofort, man bekommt hierfĂŒr aber keine Krankenkarte oder sonst irgendeinen Nachweis. Jeder der eine Personennummer hat ist auch versichert. Da alle bei einer Krankenkasse sind, ist das so einfach.
Vor 2 Wochen kam dann der Bescheid, dass ich nicht in Schweden sozialversichert bin, weil ich bis Ende September noch in Elternzeit in Deutschland angestellt bin. Und deshalb bekomme ich hier bis dahin auch weder Kinder- noch Elterngeld. Den Bescheid habe ich zusammen mit der Bescheinigung, dass Marvin nichts beantragt hat an die L-Bank gesendet. Und dann wurden mir innerhalb von 3 Tagen die Euros fĂŒr die restlichen Monate die wir noch hatten nachgezahlt. Cool! Ich musste nicht ein Schreiben ĂŒbersetzen lassen, das ging alles auf Schwedisch und Deutsch und alle Beteiligten waren total hilfsbereit. Insgesamt habe ich jetzt auch nur 4 Monate auf das Geld gewartet, ich hatte mit schlimmerem gerechnet. Ich hatte schon ein paar Telefonate zu fĂŒhren und insgesamt habe ich auch echt viele Dokumente herum gesendet, aber es war nichts wirklich zeitraubendes oder unmögliches dabei.
Bei der Kindergeldstelle habe ich dann auch mal nachgefragt und solange ich in Deutschland angestellt bin bekomme ich dort auch Kindergeld. Das ist höher als in Schweden. Man muss dafĂŒr ein ellenlanges Formular ausfĂŒllen, das ist insgesamt mehr Arbeit als die Elterngeldsache, aber trotzdem cool. Da es in Schweden so ist, dass man sobald man sozialversichert ist und sorgeberechtigt fĂŒr ein Kind ist, automatisch Kindergeld bekommt muss das was Marvin jetzt bekommt dann mit dem was ich bekomme verrechnet werden. Hier bekommt nĂ€mlich jeder Elternteil standardmĂ€Ăig die HĂ€lfte des Kindergeldes. Will man dass nur einer alles bekommt muss man das beantragen. Insgesamt finde ich es hier viel einfacher an staatliche Leistungen zu kommen. Ich habe mir schon oft gedacht, dass das in Deutschland viel zu schwer ist. Wir haben beide studiert, sind es gewohnt Texte zu hantieren und lassen uns von den Formularen nicht so leicht abschrecken. Trotzdem ist es fĂŒr uns bei der deutschen BĂŒrokratie schwer den Ăberblick zu behalten, es sind auch schon Dinge schiefgegangen (Riesterrente, oh je!). Welche Ausbildung soll in Deutschland Voraussetzung sein um ĂŒberhaupt mit den Formularen klar zu kommen? Oder ist es einfach so schwer wie möglich damit der Staat am Ende Geld spart?
Wir sind auf jeden Fall froh das Geld jetzt schon bekommen zu haben, damit können wir uns dann auch ein paar Möbel fĂŒr das neue Haus leisten. đ„ł Wir zĂ€hlen hier schon die Tage bis zum Umzug!
Habt ihr auch Erfahrungen zu Kindergeld und Elterngeld im Ausland? Oder spannende Geschichten aus dem Inland? Ich wĂŒrde sie sehr gerne hören!
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