Der Umzug - Teil 2: Der Weg
So langsam beginnt hier mehr oder weniger der Alltag und wir haben etwas an Erzählungen nachzuholen. Jetzt geht es erst mal um den zweiten Teil unseres Umzugs! Da wir getrennt gereist sind erzählt jeder von uns seinen Teil:
Katharina
Nachdem also die Wohnung übergeben war und ich noch eine kleine Pause eingelegt hatte ging es für mich und das Baby mit der Bahn nach Karlsruhe. Ich bin sooo viel Bahn gefahren in der Zeit in der wir in Karlsruhe und Weingarten gelebt haben, dass ich fast ein bisschen wehmütig geworden bin! Die Bahn kam auch direkt 10 Minuten zu spät, damit ich nochmal das richtige Bahnfeeling bekomme 😉!
In Karlsruhe bin ich in den EC8 gestiegen und erst in Duisburg ausgestiegen. Ich hatte ein 1. Klasse Ticket und 2 reservierte Sitzplätze für Baby(sachen) und mich, die Verbindungen von Karlsruhe ins Ruhrgebiet sind nämlich immer besonders ausgelastet. Der Zug kam aus der Schweiz und wurde nicht von der DB gestellt. So galten meine Genussgutscheine dort nicht, die ich extra noch mit meinen Bahn Bonus Punkten bestellt hatte 😟.
Die Bahnfahrt mit Baby ging erstaunlich gut! Sonst hatten mir gerade ältere Frauen, die mich mit Baby im Tuch gesehen hatten, gerne mal gesagt dass ich das Baby nicht verwöhnen darf und es auch mal eine halbe Stunde alleine gelassen werden können muss und so weiter. Diesmal hatte ich es dagegen mit sehr netten älteren Frauen zu tun, die mir zum lieben Kind gratuliert haben. Auch wenn ich nicht finde dass sich ein Baby immer benehmen muss, fand ich es sehr schön dass das alles so entspannt war.
Abends sind wir mit 15 Minuten Verspätung angekommen, weil in Köln eine Fliegerbombe entschärft wurde. In der Bahnapp wurde aber einfach schnell der Fahrplan geändert, so dass der Zug offiziell keine Verspätung hatte. War ja so geplant! Die Bahn werde ich nicht so schnell vermissen..
Nach 3 Tagen Aufenthalt bei unserer Familie in Duisburg sind das Baby und ich dann ein letztes Mal in die Bahn gestiegen um eine Station zum Düsseldorfer Flughafen zu fahren. Ich hab das Baby übrigens die ganze Zeit im Tragetuch, das führt regelmäßig zu Kommentaren, macht Reisen mit der Bahn aber deutlich einfacher.
Der gebuchte Flug von Düsseldorf nach Göteborg wurde von Eurowings durchgeführt. Und er war das komplette Kontrastprogramm zu unserem ersten Flug ab Frankfurt mit der Lufthansa. Beim Sicherheitscheck gab es keine extra Schlange für Personen mit Kindern oder Leute die aus anderen Gründen Hilfe benötigen (wie es in Frankfurt der Fall war), ich musste also ganz normal anstehen. Es ging aber trotzdem alles gut, es hat sich niemand beschwert oder so. Weil ich alleine mit Kind war musste ich nicht durch den Nacktscanner, wir wurden einfach beide abgetastet. Bei Eurowings gibt es dann leider auch kein Priority Boarding wenn man ein Kind hat. Und das Flugzeug wurde mit einem Bus befüllt. Dann war jemand zu spät und der Bus stand da total lange. Ich hatte immerhin einen Sitzplatz. Dafür war ich dann aber auch als letzte raus aus dem Bus und dementsprechend als letzte im Flugzeug. Eine Propeller Maschine. Oh man!
Weil dann keine Zeit war musste im Flugzeug alles super schnell gehen. Der Babygurt wurde mir nur schnell zugeworfen. Das Kind hinter uns musste jetzt sofort auf seinen eigenen Platz. Als es geweint hat, hat der Steward nur gesagt ‘ist nicht so schlimm, Mama ist ja noch da’. Alle hatten Stress und dementsprechend haben auch alle Kinder im Flugzeug beim Start geweint. Inklusive unserem versteht sich 😉. Als wir dann einmal Flughöhe erreicht hatten und uns abschnallen durften, ging es dann halt wieder. Getränke und Essen kosten Unmengen bei Eurowings, man bekommt da nichts einfach so, wie das früher™ mal war. Bei der Lufthansa haben die Flugbegleiter uns auch immer wieder ihre Hilfe angeboten, bei Eurowings hätten die es glaube ich nicht geschafft, Babyessen oder Flaschenmilch warm zu machen. Angeboten haben sie auf jeden Fall gar nichts. Ist echt schön günstig der Flug, aber wenn ich die Wahl hätte würde ich lieber mehr Geld ausgeben und mit der Lufthansa fliegen, gerade mit Kind. Die habe sogar einen eigenen Sicherheitscheck in Düsseldorf.
Wir sind dann aber trotzdem sicher gelandet 😉. Der Göteborger Flughafen ist so klein, dass man da nicht mit dem Bus fahren muss, sonder einfach zum Gate läuft. In Göteborg war es dann spürbar wärmer als in Duisburg. Und ich war ganz schön aufgeregt und voller Vorfreude Marvin und unser neues temporäres zu Hause zu sehen!😊
Marvin
Alsooo nochmal 3 Tage zurück nach Weingarten und wo wir uns nochmal emotional zurückversetzen und uns erinnern dass wir gerade eine sehr stressige Wohnungsübergabe hatten. 😀 Der Bürgersteig ist noch voll mit Kram, leider sind Auto und Anhänger auch übervoll. Frau und Kind machen sich auf den Weg und eigentlich hatte ich gedacht ich wäre um 11, spätestens 12 Uhr auf dem Weg, aber die Zeiten sind jetzt schon verstrichen.
Um last-minute noch etwas Volumen loszuwerden, entscheide ich mich dazu ein paar Dinge, vor allem Handtücher und Decken, als Kleiderspende zu deklarieren und auch Katharinas Schneiderpuppe wird zurückbleiben. Wir haben mittlerweile kurz nach 14 Uhr und ich mache mich tatsächlich auf den Weg. Ich fahre noch schnell bei der Packstation vorbei, um Unitymedia ihren Router zurückzuschicken und merke schon da, dass ein voller 2t Anhänger nicht dasselbe ist wie unser maximal 900kg schwerer, winziger Wohnwagen.
Ich hatte mir die Fahrt von Weingarten nach Borås ziemlich entspannt und vielleicht ein bisschen abenteuerlich vorgestellt, gerade den Abschnitt über die Öresundbrücke. Der Plan war jeden Tag 400 bis 500km entspannt hinter einem LKW hinterher zu rollen, Podcasts zu hören und zeitig bei meinen Zwischenzielen anzukommen. Ich hatte möglichst Hotels gewählt, die in der Nähe von Einkaufszentren lagen, so dass ich kein Problem habe zu parken und abends noch etwas verweilen kann.
Nun bin ich aber viel zu spät los gefahren, wir haben Januar und die Tage sind kurz. Das heißt es ist ziemlich schnell dunkel und es sind noch gute 300km zur ersten Etappe in Kalefeld. Das eigentliche Problem ist: der Anhänger ist schwer und keineswegs optimal beladen. Gerade bei abschüssigen Autobahnabschnitten merke ich wie ich, trotz Tempomat, schneller und schneller werde, weil der Anhänger mich anschiebt. Die unglückliche Gewichtsverlagerung sorgt dafür dass der Anhänger dabei gefährlich zu tänzeln beginnt, das heißt ich muss auf der Hut sein und ordentlich abbremsen. Auf der Strecke von Weingarten nach Kalefeld wechseln sich gefühlt alle 3 Kilometer 8% Gefälle und 8% Steigung ab. Beim Gefälle bin ich wie beschrieben auf der Bremse, bei den Steigungen fahre ich teilweise mit knapp über 40km/h dem langsamsten LKW weit und breit hinterher.
Ich komme sicher, aber keineswegs entspannt in Kalefeld an und Podcasts habe ich auch keine gehört. Glücklicherweise ist das Restaurant im Landhotel sehr gut und ich kann beim Abendessen etwas runterkommen. Mir kommt schon jetzt der Gedanke auf, dass mir die Fähre von Kiel nach Göteborg einiges an Nerven sparen würde. Am nächsten Morgen fälle ich die Entscheidung die Fähre zu nehmen, ich buche noch im Bett übers Smartphone, auch wenn es bedeutet etwa 100€ für eine nicht stornierbare Hotelnacht zu verschenken. Schlagartig habe ich keine 1000km mehr vor mir, sondern knapp 400km.
Die Fahrt nach Kiel verläuft so entspannt wie ich es mir ursprünglich vorgestellt hatte. Ich fahre gleich nach dem Frühstück los, die Fähre legt erst um 18:45 ab und ich habe nur knapp 350km flache Strecke vor mir. Den Anhänger muss ich weiterhin im Auge behalten, aber es ist im Großen und Ganzen entspannt und ich höre die meiste Zeit Podcasts. Mit einer größeren Pause komme ich ca. 16:00 in Kiel an und tanke nochmal voll (gerade Diesel ist in Schweden deutlich teurer). Ab 17:00 darf ich auf die Fähre fahren, bis dahin vertreibe ich etwas Zeit im Stena Terminal am Schwedenkai.
Wenn man einmal auf die Fähre gefahren ist, sollte man sich merken auf welcher Etage man sein Fahrzeug geparkt hat und welche Farbe der Treppenaufgang hatte… 😀 Ich habe eine Innenkabine gebucht und entgegen vorheriger Erfahrungen, die Katharina und ich vor Jahren auf der Fähre von Travemünde nach Trelleborg gemacht hatten, ist die recht hübsch und halbwegs gemütlich. Damals gab es nur eine Trockennasszelle, dieses mal ein kompaktes, aber “normales” Badezimmer. Insgesamt ist die Fährüberfahrt für mich wie ein Tag Urlaub. Ich habe Abend- und Frühstücksbuffet gebucht und das Essen ist wirklich klasse, das Personal nett und es ist kaum etwas los auf dem Schiff, was zu einer sehr entspannten Grundstimmung beiträgt.
Beim Abendbuffet konnte man sich selbst unbegrenzt Bier und Wein zapfen, wovon ich glücklicherweise keinen Gebrauch gemacht habe. Denn die Sache hat einen Haken: wenn man am nächsten Morgen um 9:15 die Fähre verlässt wartet direkt der schwedische Zoll (Tull) und ausnahmslos jeder Fahrer darf ins Röhrchen pusten. Die Zollbeamten wollen meinen Pass sehen und fragen mich was ich mit dem Anhänger vorhabe. Nachdem ich erkläre dass ich nach Borås ziehe und weder Alkohol noch Zigaretten dabei habe, darf ich mit dem Kommentar “du hast aber viel Kram dabei” weiterfahren. 😀 Ich musste weder aussteigen, noch irgendwelche Türen öffnen.
Die restliche Fahrt von Göteborg nach Borås verläuft unspektakulär, so wie ich mir das gewünscht habe. Ich bin ziemlich froh, dass trotz Januar weit und breit kein Schnee oder Eis zu sehen sind. Im Vergleich zu meinem ursprünglichen Plan über die Öresundbrücke zu fahren habe ich eine Nacht weniger gebraucht. Das heißt ich stelle den Anhänger vor unserer Wohnung in Borås ab und buche mir spontan übers Internet ein Hotelzimmer in der Innenstadt.
Am nächsten Tag fahre ich zur Wohnung, mache mit unserer Vermieterin eine ziemlich kurze Übergabe und räume den ganzen Kram aus dem Auto in die Wohnung. Jetzt kann ich wieder die Babyschale in Position bringen und mich auf den Weg Richtung Göteborg machen um Katharina und Kind vom Flughafen abzuholen. 😊 Auf dem Weg springe ich noch schnell bei meiner zukünftigen Arbeit rein, weil dort wichtige Post für mich liegt: meine Personnummer ist angekommen! Über diese essentielle Nummer werden wir in einem späteren Beitrag noch berichten.
Am Flughafen sind wir dann endlich wieder vereint und das Abenteuer Schweden beginnt so richtig! Vermutlich werden wir noch einen dritten Umzugsteil schreiben über den Einzug und die ersten Tage. Bis dahin freuen wir uns natürlich über Kommentare, Fragen und Anmerkungen!
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