Deutschen Pass beantragen - Ein unfreiwilliger Trip nach Stockholm
Wie kommt man eigentlich an eine deutsche Geburtsurkunde und einen Pass wenn man im Ausland lebt? Die schwedische Staatsangehörigkeit haben wir leider noch nicht, um die beantragen zu können muss man hier 5 Jahre gelebt haben. Also haben unsere Kinder auch nur die deutsche Staatsangehörigkeit und somit bekommen wir alle unsere Pässe aus Deutschland. Ohne Pass können wir das Land nicht verlassen. Wir hatten sehr gehofft wir können beim Konsulat in Göteborg die Geburt beurkunden und den Pass beantragen. Eine Nachfrage ergab, dass das nur bei der Botschaft in Stockholm geht. Wollen wir also das Land verlassen müssen wir uns auf den Weg nach Stockholm machen, knapp 5 Stunden Autofahrt mit Kleinkind und Baby.
Aber bevor es so weit war wurden mir erstmal Anträge und Merkzettel geschickt. Es gab für mich einige Dokumente zusammen zu suchen beziehungsweise zu beantragen. Bemerkenswert daran war mal wieder, wie einfach sich die schwedischen Dokumente beschaffen ließen. Und umsonst bekommt man die auch. Und innerhalb von wenigen Tagen waren die hier.
Für die deutschen Dokumente bezahlten wir Gebühren und Versand. Und das ganze zog sich. Erst sucht man das richtige Standesamt, dann sucht man die Infos die die haben wollen um die Urkunde zu finden. Dann melden die sich per Mail. Dann überweist man die Gebühren. Dann bekommt man das Dokument irgendwann.
Wir haben dann etwas gewartet, bis sich die Omikron Welle etwas beruhigt und unser Sohn etwas älter ist und dann habe ich online einen Termin für 6 Wochen später bei der Botschaft gebucht. Das ist so ein bisschen wie ein Konzertticket zu kaufen, die Zeiten sind sehr sehr schnell weg.
Vor kurzem haben wir uns dann auf die Reise begeben. Wir sind an einem Samstag los und Montags nach dem Termin zurück.
Autofahren gehört nicht zu den Lieblingsaktivitäten unseres Sohns. Das kannten wir schon von unserer Tochter, die hat sich aber mittlerweile immerhin mit ihrem Schicksal abgefunden. 😁 Es war also keine entspannte Fahrt und sie hat jeweils fast den ganzen Tag gedauert. Marvin hatte ein Hotel gebucht. Als wir ein Bild vom Spielzimmer dort nach Deutschland schickten bekamen wir die Frage ob das ein kinderfreundliches Hotel sei. Nein, in Schweden ist einfach alles per se kinderfreundlich, auch Hotels. 😛
Ungewohnt war es nach der langen Pandemiezeit an so einem Frühstücksbuffet teilzunehmen, U-Bahn und Pendelbot zu fahren. Mit anderen Leuten! Aber auch schön rauszukommen. Und dann wieder aus der Großstadt rauszukommen auch, hahaha.
Der Termin am Montag dann erinnerte uns sehr an Behördentermine in Deutschland. Wir waren 10 Minuten eher da und außer uns wartete niemand. Die Mitarbeiterin hat uns hinter ihrem Glasfenster 15 Minuten lang ignoriert um dann überfreundlich mit uns zu reden. Es gab sogar Kinderspielzeug dort: ein paar ranzige, kaputte Bücher und ausgedruckte Malvorlagen die entweder mit vier abgebrochenen Buntstiften oder einem Kulli ausgemalt werden konnten. 😑
Wir haben jeder 2 Mal unterschrieben und insgesamt eine Stunde gewartet, dass unsere Dokumente durchgesehen werden.
Nur der Pass und die Beglaubigung der Urkunden für den Antrag der Geburtsbeurkundung hat uns 140€ gekostet. Die eigentliche Beurkundung kostet dann nochmal extra. Das Standesamt meldet sich, nachdem ich den beglaubigten Antrag dahin gesendet habe mit allen Infos zur Überweisung. Das Senden konnte die Botschaft nicht übernehmen. Wo kämen wir da auch hin!
Entgegen aller Infos die ich im Vornherein bekommen habe kann der Pass jetzt schon beantragt werden, bevor die Geburtsbeurkundung durch ist, weil Marvin und ich denselben Nachnamen haben. Ich verstehe nicht warum ich die Info nicht vorher kriegen konnte, als ich danach gefragt habe zum Beispiel. Dann hätten wir das mit der Geburtsbeurkundung vielleicht gelassen und nur den Pass beantragt. Aber so ist es ja mit der Bürokratie in Deutschland. Man muss sich durch hunderte unverständliche Dokumente und Merkzettel arbeiten die sich widersprechen und es gibt keine Chance alles richtig zu machen. Und dann bezahlt man am Ende noch viele Euros für Dinge, die man zwangsweise braucht. Der Kontrast zu schwedischen Behördengängen, die größtenteils online erledigt werden können und kostenlos sind, ist groß.
Jedes Mal wenn jetzt einer von uns einen neuen Pass braucht wiederholt sich das ganze übrigens. Wir hoffen die schwedische Staatsangehörigkeit zu bekommen bevor es wieder so weit ist. 😊
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